Tagebuch 2005

MS Columbus 03.01.-11.02.2005
by the WOLFMAN
Übersetzung by SoTi

04-01-05, 8:32
Ein brandneuer Tag.
Es müssen über 24 Stunden auf Flughäfen, in Wartehallen, Bussen und Flugzeugen gewesen sein (sind wir wirklich für kurze Zeit in Mexiko City gewesen?).
Jetzt: Kein Fluggeräusch mehr, niemand der einem Erdnüsse und Orangensaft (oder Gin und Tonic) anbietet; stattdessen nur ein rhythmisches Schaukeln und der Klang von Wellen, die 20 Meter vor den Bullaugen meiner Kabine von der Spitze der MS Columbus gebrochen werden.
Ich bin zum ersten Mal seit ungefähr 3 Wochen ganz allein.
Ein Gefühl, das noch verstärkt wird durch die Geräusche aus der Kabine nebenan, wo sich ein junges Pärchen (junge Leute auf der Columbus!) offenbar vom rhythmischen Schaukeln und Klang der Wellen inspirieren lässt.
(Später fand ich heraus, dass die Kabine neben mir unbewohnt ist und dass die Geräusche offenbar von dem kleinen, nur der Crew zugänglichen Deck vor meiner Kabine gekommen sein müssen, das für seine Sündhaftigkeit bekannt ist.)

06-01-05, 00:51
Ich glaube, dieses Tour-Tagebuch muss von jetzt an auf Englisch geschrieben werden.
Gründe: a) Auf diese Weise kann auch Joey es lesen.
b) Einer meiner guten Vorsätze für 2005 ist es, mehr Songs (und englische Songtexte) zu schreiben und zwar in diesen 5 Wochen Kreuzfahrt; die nächsten Pay-TV Aufnahmen rücken näher…

07-01-05, 08:01
So weit, so gut. Alle sind sehr nett zu uns, seit wir auf der MS Columbus angekommen sind. Irgendwie komisch: Es fühlt sich ein bisschen so an, als wären wir nach Hause gekommen, obwohl wir bisher gerade mal 2 Wochen auf diesem Schiff verbracht haben und das ist bereits ein Jahr her. Die Crew war besonders nett. Am ersten Abend, nachdem wir Acapulco verlassen haben, schmeißen sie eine mexikanische Party und wir sind eingeladen.
Sie haben wirklich alles auf Lager: Tacos, Sombreros, Tequila, Coronas (Bier) und noch mehr Coronas. Kaum dass wir den Raum betreten, kaufen mir gleich drei Leute ein Bier und wir plaudern als hätten wir uns gerade erst vor 5 Minuten das letzte mal gesehen. Gerade aus meinem komatösen, jet-lag geschädigten Schlaf erwacht, erscheint mir dies als das seltsamste Frühstück, das ich jeh hatte - aber der kleine Wolfman ist glücklich und zufrieden.

10-01-05, 16:11
Sieben Tage auf See. Ich sitze in meiner Kabine (Nr. 301) und entspanne. Ich hatte auch bereits meine Dosis an Sonnenschein für heute (vielleicht auch schon ein bisschen zu viel) und ich habe das Gefühl, als würde sich eine Erkältung anschleichen. Aber ansonsten könnten die Dinge nicht besser sein.
Diese Reise beginnt mit sieben Tagen auf See und morgen werden wir die Marquesas Inseln, wo Paul Gauguin (der französische Maler) und Jacques Brel (der belgische Komponist) ihren Lebensabend verbracht haben, erreichen.
In ein paar Tagen werden wir Bora Bora erreichen, wo Elvis Presley (der amerikanische Rock'n'roll Künstler und Big Mac - Kenner) bis heute noch lebt - das hat Joey zumindest unserem Publikum bei unserem ersten Konzert erzählt.
Das war am 08.01., der Geburtstag des King's! Wir hatten eine wirklich gute Nacht. Unsere Batterien laden sich so langsam wieder auf, gutes Essen, Sonne, Sport, wir sind alle entspannt und spielen eifrig (wir sind mal wieder wie vom Affen gebissen auf der Bühne herum gesprungen am Ende des Konzertes).
Auf einem Boot zu spielen (na ja, in diesem Fall sollte ich wohl wirklich Schiff sagen) ist wirklich anders. Alles schwankt und das sogar ohne Alkohol. Wenn du versuchst Schlagzeug zu spielen, bedeutet das, den Cymbals und den Tom Toms hinterher zu jagen. Kombiniere all das auch noch mit einem rutschigen, hölzernen Tanzboden und dann siehst du mich förmlich vor dir: ich eiere mit dem Schlagzeug in der Gegend herum, als hätte es Rollen! Ich hab mich an einem Punkt sogar mit dem kompletten Kit um 90 Grad gedreht. Später fand ich mich dann vor Jamie wieder, direkt neben Joey sitzend.
Der klassische Fall: Du fragst dich:; "Warum wird mein Schlagzeug immer kleiner?" Und dann bemerkst du, dass sich der Teppich immer weiter von dir entfernt, du aber mit deinem Stuhl und dem Mikro immer noch auf derselben Stelle sitzt. Da kann man einfach nur weiterspielen, bis du mit den Armen wirklich nicht mehr dran kommst. Wenn ich nur längere Drumsticks hätte….

11-01-05, 11:31
Land in Sicht! Endlich, nach einer Woche Meer…egal in welche Richtung du blickst; keine Schiffe, keine Insel, nur die obligatorischen fliegenden Fische (Jamie hat sogar ein oder zweimal einen Delfin gesehen). Da sind wir. Die Marquesas Inseln warten auf uns. Um 13 Uhr erreichen wir Atuona / Hiva Oa.

Man, was für ein lustiger Tag! Es dauert eine Weile das Schiff zu verlassen. Es ist ein bisschen bewölkt, die Luft ist sehr feucht und die Insel ist umgeben von riesigen Wellen. Als wir aus dem kleinen Shuttle-Boot aussteigen, beschließen wir nicht den Bus zu nehmen, sondern uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt zu machen (es ist schön mal wieder festen Boden unter den Füßen zu haben).
Hiva Ova ist eine schöne vulkanische Insel, mit Hügeln und Bergen. Die Menschen hier sprechen Französisch; die Insel gehört zu Französisch-Polinesien.
Dieser Platz hier inspiriert total, egal, was man gerade macht. Ich laufen an einer Post, einem Internet-Cafe (geschlossen) und einem Friedhof vorbei und treffe die anderen am steinigen Strand. Es ist toll einfach nur mal so 2 Stunden in den Wellen zu toben. Später treffen Joey, Jamie und ich auf ein paar einheimische Jugendliche und fordern sie zu einem Fußballspiel heraus.
Ihre Regeln sind ein bisschen anders. Tore werden nur mit gezählt, wenn man sie mit einem Kopfball geschossen hat. Wir spielen barfuss mit einem Plastik-Ball und wir blamieren uns noch nicht einmal. Bald ist es Zeit sich auf den Rückweg zu machen und den letzten Bus zu erreichen (wir wollen nicht das Boot verpassen). An der Busstation lassen wir den Tag mit einem kühlen Bier ausklingen (Marke Tahiti, aber nur eins, denn wir wollen das Boot ja nicht verpassen) und genießen die Abendsonne. Drei Minuten vor Abfahrt des Busses bemerke ich, dass ich mein T-Shirt am Fußballplatz vergessen habe. Ich entschließe mich ganz schnell zurück zu laufen (ich will ja nicht das Boot verpassen…)!

16-01-05, 08:22
Die Burrito-Brüder
Zurück an Bord. Die letzten Tage sind wie im Flug vergangen. Ab und zu sind wir gefragt worden ein bißchen mit zu arbeiten, wie z.B. zwei Songs in der Pause der Modenschau zu performen.
Himmel, hab ich ja ganz vergessen euch zu erzählen: Es gab mal wieder eine Äquator-Taufe und wir mussten uns als Pirat (Jamie) und Teufel verkleiden (Joey und ich). Aber ihr erinnert euch wahrscheinlich noch an die Bilder vom letzten Jahr.
Wie auch immer, wir waren eingeplant auf der Modenschau zu spielen, aber gleichzeitig hatten wir versprochen auf einer Rock'n'Roll Party der Mannschaft zu spielen. Probleme beim Soundcheck (wir haben nur einen Satz Instrumente an Bord) und schier unlösbare Zeitprobleme (nur 15 Minuten zwischen den beiden Auftritten) machen uns das Leben schwer. Wir müssen uns was einfallen lassen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, stolz präsentieren wir unser neuestes Projekt. Wir haben jetzt drei Bands, die exakt immer aus denselben Musikern bestehen: Pay-TV, die Rockhouse Brothers und die Burrito Brothers.
Drei einfache Mariachis, bestückt mit Poncho und Sombrero, Akkustik-Gitarre, Trompete und Maracas. Keine Tonprobleme - schnell und einfach zu buchen. Irgendwie interessant und total abgefahren (zumindest für uns, ich bin nicht wirklich sicher, ob das Publikum es auch so lustig fand).
Ob www.burritobrothers.de wohl noch frei ist?

17-01-05, 15:24
Ich bin gerade von einem kleinen Nachmittags-Schläfchen erwacht. Es ist nicht so, dass wir nicht genügend schlafen, aber heute Morgen ging es früh los. Wir sind um 07.00 Uhr in Rarotonga / Cook Inseln angekommen.
Lustig - "RAROTONGA" macht auch die Ankerkette, wenn sie von der Crew ins Meer geworfen wird und ich sitze vor Schreck senkrecht im Bett.
Wir verbringen einen amüsanten Morgen auf der Insel und da wir nur von 07.00 Uhr bis 12.00 Uhr vor Anker liegen, war es gut so früh auf zu stehen. Jamie ist sogar noch früher wach, da er sich mit einem Crew-Mitglied zum Tauchen verabredet hat und sie das erste Boot an Land nehmen wollen. Die See ist ziemlich rau und so dauert es lange, bis wir an Land kommen (irgendwie tut es das aber immer). In diesen kleinen Booten ist es üblich, dass zu erst die Passagiere (die einen Ausflug für den Tag gebucht haben) und danach dann Crew oder Rock'n'Roll Musiker an Bord gehen. Also, als ich um 08.00 Uhr zum Boot komme, wartet der arme Jamie noch immer, während das Crew-Mitglied absagen muss, um wieder an die Arbeit zurück zu kehren.
Der kurze Aufenthalt stresst uns ein bisschen. Jamie schafft es jedoch noch Tauchen zu gehen uns nimmt das erste Boot zurück zum Schiff. Ich gehe mit Sonja (eine der Tänzerinnen an Bord) und ihrem Bruder Schnorcheln. Nachdem wir Geld gewechselt und einen neuen Schnorchel gekauft haben, bleibt uns nur noch eine Stunde Zeit im "Fruits of Rarotonga"-Schnorchel Resort.
Es ist wirklich großartig, wir sehen eine Menge bunter Fische - müssen uns dann aber beeilen um rechtzeitig wieder am Boot zu sein. Komischerweise scheint es irgendwie zur Gewohnheit zu werden, dass wir fast immer zu spät sind. Joey kommt als letzter an Land und muss sich ein Taxi zum Strand nehmen, wo wir uns ursprünglich verabredet hatten. Dort angekommen stellt er fest, dass er kein Geld für die Rückreise bei sich hat. Also entspannt er sich 5 Minuten am Strand und holt dann noch einmal tief Luft um den 12 km langen Weg am Strand im Eiltempo zu bewältigen, um noch das letzte Boot zurück zum Schiff zu erwischen.

19-01-05…ups…20-01-05, 9:27
Spaß an der Zeitzonen - Grenze
Heute gibt es nicht, kriegen wir auch nicht wieder rein. Gerade gestern Abend, als wir noch bei einem Bier zusammen sitzen, sagte Joey: "Ich bin müde und geh jetzt ins Bett. Es gibt immer ein morgen… "
Dann erwischt es uns. Es gibt kein morgen. Morgen ist bereits der Tag nach morgen. Oder der Tag heute wird nie der Tag gestern gewesen sein, aber der vorgestrige Tag. Könnt ihr mir folgen? Mit anderen Worten, die MS Columbus hat die Zeitzonen - Grenze überquert. Ich meine - oh man - was ist mit den Passagieren? Sie haben eine 21-Tage-Kreuzfahrt gebucht, aber die Reise dauert doch nur 20 Tage. Was ist mit Geburtstagen? Ich habe hier leider kein Internet, aber der 19.01. war bestimmt irgendjemandes Berühmten Geburtstag?! Was ist mit Konzerten, was ist mit Geschäftsterminen? Was ist mit uns? Ok, mir reicht's. Ich geh frühstücken.

23-01-05, 21:56
Ein weiterer Tag im Paradies
Ich hab euch noch gar nicht von Bora Bora erzählt. Bora Bora wird auch "Die Perle der Südsee" genannt. Super schöne Sandstränden, Palmen, Kokosnüsse, Vulkangestein…ein schöner Tag.
Kaum angekommen entdeckt Jamie einen Fahrrad - Verleih und wir mieten uns Räder und machen uns auf, die Insel zu erkunden.
Nach ein paar Minuten bereits landen wir an einem tollen Strand und verbringen eine Stunde mit Sonnen, Schwimmen und Schnorcheln. Diese kurze Fahrt verleitet und dazu zu denken, dass eine Runde um die gesamte Insel nicht all zu lange dauern kann - aber es sind tatsächlich 32 km. Jamie hat in eineinhalb Stunden noch eine Verabredung zum Tauchen und somit ertappen wir uns dabei, wie wir in der glühenden Mittagshitze wie Verrückte mit dem Rad über die Insel rasen.
Mein Fahrrad hat als einziges eine Gangschaltung, ich dachte, dass würde mir einen Vorteil verschaffen. Dies ist leider nicht der Fall und so passiert es, dass mir zweimal die Kette abspringt. Mist!
Später gehe ich mit ein paar Leute vom Schiff aus. Wir trinken eine Bloody Mary in einer Bar namens "Bloody Mary's". Das ist eine gute Wahl, denn hier schmeckt sie besonders gut. Viele Berühmtheiten, wie Harrison Ford, Quincy Jones und Cameron Diaz waren schon hier - wie uns ein signiertes Poster am Eingang verrät. Wer weiß, vielleicht wird auch einmal meine Pfote dieses Poster zieren…?!

24-01-05, 19:58
Auckland
Nur noch weniger als einen Monat bis die Aufnahmen zu unserem zweiten Pay-TV Album beginnen. Joey schreibt immer noch wie ein Verrückter Songs und wir proben ein - bis zweimal täglich. Normalerweise bauen wir hierzu unser Zeug in der Columbus Lounge, dem hinteren Teil des Schiffes auf. Hier finden meist die abendlichen Veranstaltungen statt, sowie auch manchmal Lesungen oder Cocktail Parties tagsüber. Der einzige Zeitpunkt, wo es hier wirklich ruhig ist, ist nachts nach 00.30 Uhr, also legen wir ein paar Nachtschichten ein.
Doch selbst dann ist es wie eine öffentliche Probe. Crew-Mitglieder besuchen uns des Öfteren noch auf einen Drink, um uns dann eine halbe Stunden später betrunken und deprimiert wieder zu verlassen. Ich glaube, manchen Leute wissen gar nicht, wie langweilig Proben doch sein können, aber wir müssen sie trotzdem abhalten.

08-02-05, 11:13
Und das tun wir auch!
Es ist wirklich erstaunlich wie die Zeit vergeht, wenn man sich beschäftigt (oder Spaß hat). Ich bin bereits in Sydney. Wir wohnen bei Manja (einer guten Freundin von Jamie), in einem Apartment mit Sicht auf die East Balmain und in der Nähe des Oceans. Ich teile mir die Couch mit Joey The Saint und ein Kanarienvogel weckt mich mit seinem Gesang. Gerade noch rechtzeitig um Zeuge eines wundervollen Sonnenaufgangs zu werden.
Ich muss mich bei allen Lesern entschuldigen. Unsere nächtlichen Proben, die täglichen Ausflüge, die Fototermine (sowie das Kickern und das Vodka Bingo) haben mir keine Zeit zum Schreiben gelassen. Aber ich verspreche, es wieder gut zu machen, indem ich euch alles erzähle, was ich ausgelassen habe…und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr…?!

09-02-05, 11:49
Es war einmal…
Wir kommen in Neuseeland an, gegen Mittag. Es ist der letzte Tag unserer ersten Kreuzfahrt (wir machen ja diesmal zwei). Man kann mit Sicherheit sagen, dass wir alle ziemlich verkatert sind. Die letzten zwei Tage waren wir auf See (manchmal war es sogar ziemlich stürmisch) und wir haben unsere zweite Show vor Publikum hinter uns gebracht und unseren Beitrag auf der Abschiedsfeier geleistet.
Wir alle lieben "Papa" Leonid (er muss so um die 50 sein) - der Pianist und das Gehirn der Columbus "Allegro Band". Ihr Job ist es, abends in der Columbus Lounge Musik zu machen, Barbecue Partys an Deck zu begleiten, das obligatorische "Happy Birthday" im Restaurant oder der Cocktail Bar zu spielen, Equatortaufen und Frühschoppen musikalisch zu unterstützen und, im schlimmsten Fall, die Künstler und Entertainer des Schiffes zu begleiten. Mit anderen Worten, diese Jungs arbeiten wirklich für ihr Geld.
Leonid nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er die Künstler oder Entertainer nicht besonders gut findet (alles in allem ist er ein wirklich brillanter, aber auch zynischer Schach spielender Pianist und Komponist aus der Ukraine) und wir warten auf den Tag, bis er uns beim Kapitän für unsere Scharlatanerie verpfeift. Aus irgendeinem Grund ist dies bisher jedoch nicht passiert, ganz im Gegenteil, die Band scheint uns wirklich zu mögen (ich denke, dass liegt daran, dass sie nie mit uns spielen mussten).
Weiter im Text. Letzte Nacht haben wir mit ihnen, bis in die frühen Morgenstunden, das Ende der Südsee-Tour und den Beginn der Neuseeland - Tour mit viel Vodka, gefeiert. Und obwohl unsere Sprachkenntnisse in Russisch (und die Ukrainer sprechen sehr wenig Englisch) nicht wirklich ausreichend sind, haben wir eine Menge Spaß - zumindest hat man mir das so mitgeteilt. Ich kann mich leider nicht mehr wirklich erinnern. "Hallo!"

Bay Of Islands
Neuseeland ist anders; die Berge, die Palmen, die Pflanzen, das Klima. Wir schlendern durch eine kleine Küstenstadt, wo die Leute ein wirklich lustiges Englisch sprechen. Später am Tag, als die Kopfschmerzen nachgelassen haben, wollen wir uns einen Katamaran mieten.
"Hey Jungs, ihr seid also Segler?", fragt uns der blonde Bootsbesitzer, als wir ihm erzählen, dass wir von der MS Columbus kommen. Seine gute Laune ist ansteckend. Ich kann mir nicht helfen und sage: "Segler? Ja klar, Mann! Der Joe hier wurde praktisch auf einem Schiff geboren!"
Joey setzt noch einen oben drauf "Yeah! Backbord links rum", fügt dann aber vorsichtig hinzu: "Naja, eigentlich haben wir keinen blassen Schimmer, was wir hier tun. Was kostet eine Stunde?" Der Gesichtsausdruck des jungen Mannes ist herzerweichend.

23-02-05, 14:55
Mal wieder war es einmal…
Dies hier schreibe ich in einem Studio in Stockholm. Draußen schneit es und es sind minus 6 Grad. Gestern hat jemand Jamies Autoscheibe eingeschlagen und eine Kiste mit 100 unsere Lieblings-CD's gestohlen - genau vor Joey's Haustür in Uppsala. Neuseeland ist nur noch eine warme Erinnerung.

Tauranga
Ein Kiwi ist ein flügelloser fetter Vogel, der ca. 20 Stunden des Tages verschläft. Er ist das Maskottchen von Neuseeland. Eine Kiwi nennt man aber auch eine kleine ovale, haarige Frucht. Eigentlich kommt sie aus China, wurde jedoch umbenannt und ist nun Neuseelands Export - Artikel Nr. 1. Bei einer Temperatur von 3 Grad bleibt sie theoretisch für immer haltbar. Und zu guter letzt bezeichnen sich die Neuseeländer selbst als Kiwis, eigentlich komisch, denn ich finde sie weder fett noch haarig, noch irgendwie oval geformt. Sie mögen keine kalten Temperaturen noch schlafen sie so viel. Aber auch sie können nicht fliegen. Das ist alles, was ich euch sagen kann.
Unser Aufenthalt in Tauranga ist sehr angenehm. Für mich ist er beinahe perfekt. Wir landen ziemlich früh und die Passagiere machen sich gegen 08.30 Uhr auf den Weg zu ihrem Ausflug. Da unser Set von gestern noch immer in der Lounge steht, verbringen wir den ersten Teil des Tages mit einer Pay-TV Probe.
Heute genieße ich das Spielen sehr und habe das Gefühl, dass wir wirklich was schaffen.
Gegen 12.00 Uhr kommt "Papa" Leonid zu uns und fragt, ob wir Lust auf eine Runde Fußball haben. Erst denken wir, dass er uns nur veräppeln will oder es sich um ein Missverständnis handelt. Aber es stellt sich heraus, dass er ein recht passabler Spieler ist und regelmäßig mit ein paar Kollegen spielt. Als wir die Gangway herunter kommen warten 10 Leute in Fußball-Kleidung auf uns, sie haben bereits alles organisiert. Wir haben echt Spaß (Joey und ich schaffen es sogar ein paar gute Kombinationen zu spielen) und unsere stilistischen Mängel (meistens Jamie's) gleichen wir damit aus, wie verrückt durch die Gegend zu rennen. So langsam geht die Sonne unter (wir alle sind bedeckt mit Schweiß und Sonnencreme) und gerade als wir uns müde und durstig niederlassen wollen, kommt ein freundlicher Kiwi (ein Mensch, weder Vogel noch Frucht) mit eiskalter Limonade vorbei.
Und der Tag wird noch besser. Nachdem wir das Spiel gewonnen haben (ich passe im zweiten Spiel, wo wir von ein paar kanadischen Teenagern richtig den Hintern versohlt bekommen), machen wir uns auf den Weg zum Strand. Das Wasser ist angenehm erfrischend und wir verbringen eine Stunde mit Surfen. Dann ist es Zeit zum Boot zurück zu kehren.
Habe ich bereits erwähnt, dass Mexikanisch mein Lieblingsessen ist? Ratet mal, was es heute zum Abendessen gibt.
Und immer noch ist mir das Schicksal gut gesonnen. Nach dem Essen ist es ausnahmsweise mal nicht Jamie (der ehemalige Biologie-Student, der bereits seit Wochen Ausschau hält, aber vor einer Minute in seine Kabine verschwunden ist), sondern ich (die Person, die gerne mal auf dem Weg in die Schiffswäscherei verloren geht) der eine Gruppe Delfine entdeckt.
Wenn ich mich recht erinnere, lief dieser Moment ungefähr so ab:

(Anmerkung der Redaktion: Diese Unterhaltung hat nie stattgefunden)

WOLFMAN (zeigend): "Schau Joseph! Steuerbord: Eine ganze Schule Delfine!"
JOE (immer noch auf einem großen Stück Enchilada herum kauend): "Fisch !! Mmmmph…Großer Fisch!" (zeigt mit seiner Gabel darauf)
WOLFMAN: "Lagenorhynchus obliquidens - um genau zu sein; ein Weißstreifendelfin. Und es müssen mindestens ein Duzend sein."
JOE: "Mmmmh…Guck mal! Fisch springt!" (Joes dicker Bauch hindert ihn daran noch weiter an die Reling zu treten)
WOLFMAN: "Exakt Joseph. Wie wir ja alle wissen, können Delfine bei der Jagd auf eine Geschwindigkeit von 40 km/h beschleunigen. Die mühelose und perfekte Beherrschung einer Fortbewegungsart durch ein Element. Sie scheinen fast schwerelos, nicht wahr?
JOE: "?!??"
WOLFMAN:"…und mit einer Population von 1,5 Millionen in der östlichen Pazifik - Region, können wir uns glücklich schätzen. Zudem tendieren Lagenorhynchus obliquidens dazu, große Schulen von bis zum 10000 Mitgliedern zu formen und dann Schiffe oder Fischfangboote zu begleiten… …"
JOE: "Hab immer noch Hunger..."

DIE STIMME DER REDAKTION: "Wolfman!!! Liest du alle diese Fakten gerade aus einem Fachbuch ab?!"
Joe und Wolfman schauen sich beide panisch um.

Fortsetzung folgt..