Tagebuch
2006
MS
COLUMBUS, 18.03.-05.04.2006
by Wolfman
Übersetzung by SoTi
24.03.2006
- Aden, Jemen
Vorbei an der arabischen Halbinsel, schippern wir durchs Arabische Meer
und erreichen dann den Golf von Aden und das Rote Meer. Jemen ist immer
noch eins der ärmsten Weltländer.
Erst kürzlich hat Jamie mir gegenüber erwähnt, wie bewundernswert
es doch sei, dass die Menschen hier seit tausenden von Jahren überleben
- nur mit der Hilfe von Kamelen (für Milch, Käse und Fleisch)
und einer Wurzel, die hier trotz Sand, den nackten Felsen, der brennender
Sonne und dem Wassermangel wächst.
Es mag seltsam klingen, aber als wir drei am Bug der Columbus stehen
und aufs Land blicken - das Licht wird zunehmend dramatischer - denken
wir: " Das sieht irgendwie
biblisch aus." Es hat uns
alle einen Moment gekostet zu realisieren, dass dies ja auch tatsächlich
der Fall ist.
Mit seinem Hafen ist Aden die zweigrößten Stadt im Yemen.
Die Stadt wirkt ein bisschen wie eine Großbaustelle und ist im
Laufe der Zeit zur wichtigsten Tankstelle für die, den Suezkanal
durchquerenden, Schiffe avanciert.
Unser Schiff ist auch eines von diesen, angedockt an eine Leitung, während
die kleinen Shuttleboote die Passagiere ans Ufer bringen.
Ich habe bereits einen kostbaren Landausflug verpasst ( an meinem Geburtstag)
und das wird nicht noch einmal passieren. Heute bin ich ein vorbildlicher
Abendteurer. Direkt nach dem Frühstück schlendere ich runter
auf das vereinsamte Deck. Ein Shuttleboot wartet dort bereits, aber
noch keine Spur von meinen spirituellen Brüdern.
"Kommst du?" fragt mich Jerry, der philippinische Maschinist.
"Nein, nein. Ich warte noch auf meine Freunde.", sage ich
fröhlich.
Das Boot fährt ohne mich ab. 10 Minuten später rufe ich in
den Kabinen der Jungs an. Sie sind praktisch schon auf dem Weg, schmieren
sich aber noch eben schnell mit Sonnencreme ein.
"Kommst du?" fragt mich Jerry erneut. "Nein, fahrt ohne
mich. Ich warte immer noch auf meine Freunde." "Ok, das nächste
Boot fährt in 10 Minuten."
Auch dieses Boot fährt ohne mich.
Ich beschließe noch einmal schnell auf die Toilette zu gehen,
nach all dem Kaffee und der ganzen Warterei. (OK, ok. Ich bemerke gerade,
dass dies eine ziemlich langweilige Geschichte zu werden scheint, aber
die Pointe kommt ja noch
)
Als ich 3 Minuten später wieder zurück komme, erscheint es
mir, wie ein schlechter Film:
"DA bist du ja.", ruft mir der Maschinist entgegen.
"Jetzt hast du gerade deine Freunde verpasst."
"Aber ich
äh
na ja, kein Problem - die warten sicherlich
an Land auf mich."
Weitere 10 Minuten später stehe ich am Hafen von Aden - allein.
Mein Forscher-Geist versiegt so langsam. Jedoch stelle ich fest, dass
die Eindrücke noch viel intensiver werden, wenn man sie alleine
für sich erlebt. Wieder fühlt es sich komisch an ein reicher
Tourist in einem armen Land zu sein.
Wie üblich werde ich von Taxifahrern, Souvenir- und Quat -Verkäufern
(Quat, ein Blatt einer hier beheimateten Pflanze, die mehr als 80 %
der Yemeniten kauen), sowie Alkohol-Verkäufern (in den muslimischen
Ländern strengstens verboten) umschwärmt.
Ein Bild habe ich noch ganz deutlich vor Augen:
Eine Gruppe kleiner Kinder führen einen Esel an einer Leine in
Richtung des überfüllten Marktplatzes. Der Esel scheint jedoch
gar nicht so überzeugt davon zu sein, dass er sich die Richtung
anzeigen lassen will. Er wittert die Freiheit, reist sich los und rennt
davon. Irgendwie ist das ziemlich lustig (und die Leute um mich herum
lachen) anzusehen, wie eine Gruppe kreischender Kinder hinter einem
wild gewordenen Esel hinterher rennt. Alle schreien vor Aufregung (Kinder
und Esel)und Freude (Esel).
OK,
es ist doch immer wieder gut die Geschichte von Seiten zu hören.
Jamie hat gerade seinen Bericht des selben Tages eingereicht und dieser
folgt nun hier komplett unzensiert:
James
in Aden, Jemen
Ich bin heute wieder echt verkatert, aber das hält mich zum Glück
nicht davon ab, in die Stadt zu gehen. Wir gehen noch zu Dritt frühstücken,
schaffen es dann aber irgendwie uns auf dem Weg von der Kantine zum
Ausgang zu verlieren!?! Eine echte Leistung, nur durch den enormen Restalkohol
zu erklären. So müssen Joe und ich ohne Wolff los ziehen.
Die Stadt ist runtergekommen und arm, aber nicht ohne Charme. Die Leute
sind freundlich und nicht zu aufdringlich, obwohl sie offensichtlich
schon hoffen, dass wir reichen Touristen bei ihnen was kaufen oder sie
irgendeine Dienstleistung für uns erledigen können.
Da man ja den Grad einer Zivilisation an der Anzahl der Tischfußballspiele
messen kann, steht es eigentlich gar nicht schlecht um Jemen. Unter
freiem Himmel spielen die Kinder an den notdürftig zusammen geflickten
Fußball- und Billardtischen. Da geht einem natürlich das
Herz auf und der Kater ist vergessen. Joe und ich rekrutieren die am
viel versprechendsten, jemenitischen Nachwuchstalente und eröffnen
das Spiel. Das scheint schon ein Highlight für die Kids zu sein.
Bald ist eine ganze Traube von Enthusiasten um uns versammelt, die begeistert
ihre Englisch-Bruchstücke zum Besten geben. "Yes, yes"
oder "good, good" hallt es durch die Arena. Und auch mal die
Aufforderung ein weiteres Tor zu schießen mit "shoot, SHOOT!!!".
Aber am besten ist dann doch der Jüngste im Zuschauerraum. Vielleicht
5 Jahre alt, kann er gerade über den Rand des Tisches schauen und
gibt, angesteckt von der Euphorie der älteren Kinder und Jugendlichen
ein deutliches "fuck, fuck, fuck" von sich. Naja, irgendwo
muss man ja mit einer neuen Sprache anfangen. KLACK und das nächste
Tor fällt.
Wie es so ist kommt man nach dem Sport ins schnacken und wir lernen
Omar kennen. Er ist vielleicht 40 und war 1989 für ein Jahr in
London, spricht also noch etwas Englisch. Erfreut über die neuen
Verständigungsmöglichkeiten, frage ich ihn, wo man am besten
einen dieser tollen krummen Dolche kaufen kann, die die Männer
in Jemen traditionell immer bei sich haben. Ehrlich gesagt habe ich
noch keine Männer mit Messer gesehen, aber ich habe davon gehört
und so was muss natürlich her! Nebenbei haben wir gehört,
dass im Norden des Landes gelegentlich Touristen in den Hügeln
entführt werden. Desorientiert wie wir sind, glauben wir im Norden
des Landes zu sein (da sind wir aber erst Morgen).
So haben wir ein etwas mulmiges Gefühl, als unser Freund Omar uns
erklärt, wir müssen in dem Kleinbus mit den 5 anderen Arabern
durch die Hügel fahren, wenn wir ein wirklich gutes Messer sehen
wollen. Genau genommen sagt er, wir müssen in ein anderes Land
fahren, aber wir vermuten, dass er eine andere Stadt meint.
Nein, ein anderes Land, beharrt er, aber wir würden schon pünktlich
zurückkommen.
Die Kleinbusse dienen hier als ein Gemisch aus Bus und Taxi, sie warten
an den Haltestellen bis sie voll sind und fahren dann los. Alles ist
gut. Die andere Stadt ist nur 15 Minuten entfernt und gehört noch
zum Jemen. Nur leider ist Freitagmittag und die meisten Läden haben
zu, wegen der Gebetsstunden. Auch der Spezialladen den wir suchen,
also
muss ich mich doch mit der Standard-Touristenausführung zufrieden
geben. Noch schnell eine hausgemachte Limonade, und dann zurück
zum Boot.
Da wir um 13.00 Uhr schon wieder losfahren, bleibt es nachmittags beim
Essen und in der Sonne dösen, bis zur allabendlichen Laufrad-Übung
(von uns könnte sich so manch ein Hamster was abgucken). Dann kurz
das Ende der Show von Erik Emanuele anschauen (er gibt heute seine Lieblingsstücke
von Sinatra zum Besten) und dann rauf aufs Crew Deck um die Quat-Blätter
von Anke, einer anderen Sängerin, zu probieren. Quat ist die Nationaldroge
Jemens. Es wird in großen Mengen in die Wange gestopft und stundenlang,
ähnlich wie Kautabak, gekaut.
Die Wirkung wird als belebend, entspannend oder gar erregend bezeichnet.
Die Blätter sehen aus wie einer Hecke - und schmecken genau so!
Fast eine Stunde lang stopfe ich mir diese ekeligen Dinger in den Mund,
bis meine Wange schon ganz dick ist (jetzt sieht es eher aus wie vom
Hamster abgeguckt!). Schlecht ist mir sowieso. Und die Wirkung?
Gar keine!
Ich hätte mir doch gleich denken können - bei einer so wagen
Beschreibung der Wirkung - dass das Ganze erfunden war! ;)
Wenn ich jetzt eine Lebensmittelvergiftung bekomme, werde ich nie wissen,
ob es vom Quat oder von der Limonade kommt. Man sollte das Wasser hier
nämlich lieber nicht trinken.
23.03.2006
- auf See
Heute Abend findet unser erstes komplettes Konzert statt. "Komplett"
heißt hier ca. 45 bis 60 Minuten - nicht wie eure Hamburger Nächte
auf der Reeperbahn.
Sonja (die Schiffsmanagerin) kündigt uns als DIE große Sensation
an und sorgt so dafür, dass das Publikum uns nach und nach auf
die Bühne lockt. Mit Phrasen wie "Sie werden es lieben!"
und "Von den Rockhouse Brothers werden wir auf dieser Reise noch
VIEL hören", erhöht sie die Erwartungen... Das macht
es uns nicht einfacher...
Ich bevorzuge es, wenn wir als die "liebenswerten kleinen Lausbuben"
in den komischen Anzügen bezeichnet werden, die sich langsam die
Herzen der Zuschauer erspielen. Das Publikum hier besteht hauptsächlich
aus älteren Herrschaften und Pensionären, die nicht wirklich
laute Musik mögen. (Letztes Jahr steckte sich sogar ein Passagier
zwei aufgerollte Taschentücher in die Ohren, welche ca. 10 cm heraus
guckten. Es wäre reizvoll gewesen sich einfach ein Feuerzeug zu
nehmen und
.das war nur Spaß). Anders ausgedrückt:
wir müssen versuchen leiser zu spielen. Zudem wirken unsere lustigen
Anzüge in der Columbus Lounge - die genau euren Vorstellungen einer
Cocktail Bar eines Kreuzfahrtschiffes aus einer TV-Serie der 80iger
Jahre entspricht - überhaupt nicht komisch oder ironisch, sonder
eher wie eine billige Ausgaben dessen, was man sonst so auf der Bühne
trägt (wenigstens in diesen Fernsehserien).
Ok, Schluß mit den Beschwerden. Alles ist gut gelaufen. Und man
sollte es wirklich nicht unterschätzen, wenn man vor Leuten spielt,
die die Zeiten des Star Clubs in Hamburg noch erinnern und jeden Song
erkennen, zu dem sie in ihrer Jugend getanzt haben. Sie sind wirklich
alle sehr nett.
22.03.2006
- Salalah, Oman
Es ist an der Zeit ein Geheimnis zu lüften. Berlin hat uns nicht
von unserer Besessenheit, dem Laufen, befreit. Wir haben uns bereits
für den diesjährigen Marathon in Stockholm, im Juni, angemeldet
(letztes mal musste Joey nach Deutschland kommen) .
Das ist gut ("Ja"), da wir uns so motivieren, fit zu bleiben.
Und es ist gut, weil wir so langweilige Tage auf See überbrücken
können.
Also, wie kann man einen Tag in Salalah besser beginnen, als mit einem
20 km Rennen durch die Wüste und am Strand lang.
.
Ich glaube, ich habe mir die Nase verbrannt!
Obwohl wir noch vor Mittag von unserem zweistündigen Lauf zurück
gekehrt sind und ich eine extra dicke Schicht UV-20 Sonnencreme benutzt,
eine lange Sporthose und ein T-Shirt übergeworfen habe, bin ich
ziemlich "braun" geworden. Beinahe als würde ich das
wichtigste Utensil eines Clownskostüms tragen.
Es hat Spaß gemacht entlang der Hafenstraße zu laufen. Die
LKW-Fahrer haben gehupt, gelächelt und gewinkt (sie dachten wahrscheinlich
"Der Lange muss ein Football - Spieler aus dem Oman sein"
oder "Die Kerle haben doch nicht alle beisammen".)
Kamele, Taxifahrer und Hafenangestellte - alle bleiben im Schatten,
außerhalb der Sonne. Später teilen Jamie und ich uns ein
Taxi in die Stadt, die uns ein bisschen enttäuscht. Fast alles
hat nachmittags geschlossen und der einzige geöffnete "Souk"
(mein erstes arabisches Wort, welches Markt oder Basar bedeutet), stellt
sich als Supermarkt heraus. Ich kaufe Waschmittel und einen Rasierer
und die arme Dame an der Kasse bekommt fast Ärger, weil sie mir
zu viel Wechselgeld heraus gibt.
Der Oman ist ein Sultanat; ein ziemlich reiches arabisches Land, dessen
hauptsächliche Einnahmen in der Aufbereitung von Öl liegen.
Hier ist alles ein bisschen teurer.
20.03.2006
- Muscat, Oman
Dieses Jahr ist in Deutschland am 20.03. Frühlingsanfang. Es tut
gut, von Deutschland aus an einen Ort zu fliehen, wo es sich im Frühling
schon so wie im Sommer anfühlt, 27°C, nicht schlecht!
Zudem ist der 20.03. auch mein Geburtstag, bzw. der Tag in den wir gestern
grandios hineingefeiert haben. Ich komme heute morgen nicht aus dem
Bett und wahrscheinlich werde ich mich jetzt mein Leben lang fragen,
wie es in Muscat wohl aussehen mag.
Wäre Christopher Columbus nur ein bisschen so wie ich gewesen,
wäre er sicherlich kein so berühmter Entdecker und das Schiff
hier nicht nach ihm benannt worden. Jamie lässt dafür keinen
Landgang aus und so übergebe ich euch jetzt in seine kompetenten
Hände:
Der Tag beginnt mit einer Feuerübung. Nach nur wenigen Stunden
Schlaf schlagen die Alarmglocken los und kündigen das Ende jeglicher
Ruhe an. Das ist vielleicht auch ganz gut, denn ich glaube nicht, dass
es auch nur einer von uns aus dem Bett geschafft hätte, hätte
die Notfallübung nicht als Wecker fungiert. Wolff schafft jedoch
trotzdem zu verschlafen. Naja, es ist ja sein Geburtstag. So schleppen
nur Joe und ich uns nach Muscat, der erste Hafen auf unserer Fahrt
Es fühlt sich seltsam an, so erschöpft und verkatert in eine
fremde Kultur einzutauchen. Beim Verlassen des Schiffes fühlt man
mit jedem Schritt die Wellen in den Beinen, das komplettiert den Eindruck,
gerade auf dem Mond gelandet zu sein.
Das Land heißt Oman. Die Menschen scheinen nett, doch die Landschaft
besteht nur aus ödem und dunklem Felsengebirge, weit und breit
kein Grün. In der Stadt gibt es einen interessanten arabischen
Markt, aber ich kann den Bummel vor lauter Übelkeit nicht wirklich
genießen.
Wir haben aber trotzdem etwas gekauft. In den arabischen Ländern
ist es üblich seine Knie, Schultern und Bauch zu verhüllen.
(Ich wusste gar nicht, dass es auch Kleidervorschriften für Männer
gibt.) Um die Durchführung unseres strengen Sportprogrammes zu
sichern, erwerben wir lange Trainingshosen. Ich besorge mir schnell
eine ¾ Hose, doch Joe lässt sich ausreichend Zeit und ergattert
eine Hose in den Farben der Nationalmannschaft des Oman. Wir wissen
noch nicht einmal, ob sie wirklich in langen Hosen spielen, aber wir
fühlen uns den örtlichen Sportmoden - Gegebenheiten angepasst.
Gegen Mittag kehren wir zurück auf die Columbus und bauen für
unsere erste Show auf
18.03.2006
- Dubai
Fliegende Gitarren!
Dies ist bereits unsere dritte Fahrt mit der MS Columbus. ("Drei
ist eine magische Zahl!"). Das stolze Schiff begibt sich für
Hapag-Lloyd auf seine mittlerweile siebte Reise um die Welt ; der letzte
Teil dieser Fahrt erstreckt sich von Dubai, Vereinigte Arabische Emirate,
bis nach Venedig, Italien..
Die Reise beginnt wie immer mit SoTi (Sonja und Tina), die Jamie und
mich früh am Morgen von meiner Hamburger Wohnung abholen und uns
in unserem Van zum Flughafen bringen. (Normalerweise führen wir
erst einmal eine lange und emotionale Diskussion darüber, wann
wir wo zu sein haben, um unser Übergepäck aufzugeben. Darauf
folgt eine Protestwelle und Ablehnung unsererseits über die unmöglich
frühe Zeit, eine "Spät-in-der-Nacht-auf-die-letzte-Minute-Pack-Arie",
ein "Spät-in-der-Nacht-auf-die-letzte-Minute-Besäufnis"
oder jede andere mögliche Kombination der oben genannten Dinge.)
Ich kann SoTi nicht von der (Charakterstärkenden) Abholzeit um
07.30 Uhr abbringen - aber letzten Endes kann ich ihnen die Baustelle
vor meiner Haustür verschweigen und das verschafft uns ein paar
Minuten mehr Zeit.
Der Check-In geht erstaunlich einfach, obwohl wir unser bereits bezahltes
Übergepäck bis auf das letzte Gramm ausnutzen. Aus gutem Grund
haben Jamie und ich unsere beiden Akustikgitarren mitgebracht.
- Jamie: "Um auf dem Schiff neue Songs zu schreiben."
- Wolfman: "Ich will meine auch mitnehmen, wenn der James seine
mitnimmt!"
Ohne ein weiteres Nachfragen lassen uns die Mitarbeiter sie mit an Bord
des Fluges nach Frankfurt nehmen.
In Frankfurt treffen wir auf Joey (heute hat er seinen Flug nicht verpasst),
der diesmal Folgendes zu beachten / mitzunehmen hat:
- einen noch früheren Flug als wir, um pünktlich aus Stockholm
anzukommen
- seine Gretsch-Gitarre (das unersetzliche Musikinstrument, oftmals
auch Joey's "Glücksgitarre" genannt, da er sie zu allen
Auftritten mit sich bringt)
- eine weitere Akustikgitarre (Joey: "Um auf dem Schiff neue Songs
zu schreiben und wenn Jamie und Wolff ihre dabei haben, dann will ich
meine auch mitnehmen!")
So kommt es, dass wir mit vier Gitarren, von denen mindestens eine wirklich
notwendig ist, und unseren Rucksäcken am Flughafen in Frankfurt
stehen und Witze reißen.
Nach einer Weile kommt eine Stewardess auf uns zu und sagt: "Sie
können diese Gitarren nicht weiter mit sich führen, ich habe
mit dem Kapitän gesprochen. Sie müssen entweder aufgegeben
und in Gepäckraum des Flugzeuges gebracht werden oder Sie bezahlen
für einen weiteren Sitz."
Nach kurzer Nachfrage findet Joey heraus, dass ein zusätzlicher
Sitz ab hier ca. 2000 € kostet.
"Ich werde diese gelben Aufkleber darauf kleben. So können
ihnen die Gitarren sofort ausgehändigt werden, wenn wir in Dubai
ankommen. Das funktioniert nicht immer, aber die Leute sehen ja, dass
es sich um Musikinstrumente handelt und sie werden sie nicht herumwerfen.
Das ist alles, was ich für sie tun kann."
"Ich sollte es vielleicht nicht aussprechen, aber ich habe ein
ziemlich gutes Gefühl dabei", höre ich mich noch zu Joey
und Jamie sagen.
Fünfeinhalb Stunden später tönen mir diese Worte bei
unserer Ankunft in Dubai immer noch im Kopf.
"Seht mal!" ruft Jamie und zeigt durch das Fenster auf die
Landebahn. Meine Martin Gitarre wird gerade durch die Luft geschleudert
und zur Seite gewirbelt, um dann vier Meter tiefer auf den Boden des
Gepäckwagens zu krachen.
"Nein!" sage ich fassungslos.
Als nächstes dann Jamies Gibson: Sie fliegt ein bisschen eleganter
durch die Luft, kracht dann aber umso härter runter, auf den meinigen
Koffer.
Gezwungenermaßen dienen wir als Preisrichter eines sehr absurden
Kunstspringen-Wettkampfes. Die leichtere (und damit auch weniger schützende)
Konstruktion von Joey's Gitarrenkoffer seiner 1963-Gretch verschafft
ihm einen Vorteil: Ein Dreifach-Salto und eine Landung auf dem Hals.
"Whoa!" keuchen wir - definitiv eine 10!
Der letzte Teilnehmer - ca. 100 Koffer später - ist ein Überraschungsgast.
In seinem riesigen weißen Flightcase wiegt Jamie's Kontrabass
an die 30 kg. Aufgrund seiner Größe und der Form ist er nicht
gerade einfach für eine Person zu tragen.
"Also, die können doch nicht ..." beginne ich.
WOOSH!!! BANG!!! "Hm, mir scheint, sie können ihn wohl doch
werfen!"
Der Gewinner steht fest: Für einen Moment scheint er mitten in
der Luft zu stehen und gegen alle Gesetze der Schwerkraft zu verstoßen,
doch dann taucht der "weiße Wal" in einem eleganten
Bogen hinab, um dann eine Bauchlandung auf dem Gepäckwagen zu machen.
Völlig durchgeschwitzt, befinden wir uns eine Stunde später
wieder im Besitz unseres kompletten Gepäcks. In der schwülen
Hitze des Flughafens stehend, wissen wir nicht, wem wir zuerst danken
sollen - Jesus, Gott oder Allah. Es ist tatsächlich alles noch
heile.
PAY-TV CD RELEASE TOUR
by Wolfman
Übersetzung by SoTi
13.01.2006,
KNUST, Hamburg
Endlich ist der große Tag gekommen!!!
Wir freuen uns wirklich auf heute Abend, obwohl wir in den letzten paar
Monaten eine Achterbahn der Gefühle durchlebt haben.
Eine Zeit lang sah es so aus, als würde es alles nicht wirklich
einfach werden mit unserem neuen Album "Everything is happening",
tatsächlich so, als würde einfach nichts passieren
Ich erspare euch die lange Liste an Enttäuschungen, Unglücken,
Stress, etc - aber ich muss euch sagen, dass wir alle drei nicht gerade
glücklich waren
Aber dann, vor ein paar Tagen, sahen wir ein Licht am Ende des Tunnels.
Wie immer waren die Fans, Freunde, Familienmitglieder und die Pay-TV
Untergrundorganisation großartig.
Es wurden Flyer verteilt, Poster aufgehängt, Tickets verkauft (immer
noch nicht genug um Jamies Herzinfarkt - Risiko zu minimieren), Bandmitglieder
motiviert und bejubelt und es fanden sogar drei Promotion - Auftritte
statt (TIDE-TV, "Eventwerker"-Meeting).
Die Presse schien Pay-TV auch zu mögen: Die MOPO kündigte
unseren Gig an, genau wie das Hamburger Abendblatt. Und dann wurden
wir noch zu einem Interview eingeladen, welches ihr heute in der Rubrik
MOPOP lesen könnt!
Ralf Dorschel, der Moderator der Radiosendung "Nachtexpress"
auf NDR 4 (eine der wenigen guten Rock / Pop Sendungen) spielte unseren
Song "Ordinary Girl" und verkündete unsere künftigen
Tourdaten.
Und zu guter Letzt luden SoTi uns heute Mittag zu sich nach Hause zu
einem ausgedehnten Frühstück ein!
Die Dinge könnten also nicht besser laufen. Ich sage euch, eine
CD zu veröffentlichen ist ein bisschen wie Kinder bekommen. Wir
sind hoch motiviert und stehen in den Startlöchern euch heute Abend
eine gute Show zu präsentieren!
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