Tagebuch 2006

MS COLUMBUS, 18.03.-05.04.2006
by Wolfman
Übersetzung by SoTi

24.03.2006 - Aden, Jemen
Vorbei an der arabischen Halbinsel, schippern wir durchs Arabische Meer und erreichen dann den Golf von Aden und das Rote Meer. Jemen ist immer noch eins der ärmsten Weltländer.
Erst kürzlich hat Jamie mir gegenüber erwähnt, wie bewundernswert es doch sei, dass die Menschen hier seit tausenden von Jahren überleben - nur mit der Hilfe von Kamelen (für Milch, Käse und Fleisch) und einer Wurzel, die hier trotz Sand, den nackten Felsen, der brennender Sonne und dem Wassermangel wächst.
Es mag seltsam klingen, aber als wir drei am Bug der Columbus stehen und aufs Land blicken - das Licht wird zunehmend dramatischer - denken wir: " Das sieht irgendwie…biblisch aus." Es hat uns alle einen Moment gekostet zu realisieren, dass dies ja auch tatsächlich der Fall ist.
Mit seinem Hafen ist Aden die zweigrößten Stadt im Yemen. Die Stadt wirkt ein bisschen wie eine Großbaustelle und ist im Laufe der Zeit zur wichtigsten Tankstelle für die, den Suezkanal durchquerenden, Schiffe avanciert.
Unser Schiff ist auch eines von diesen, angedockt an eine Leitung, während die kleinen Shuttleboote die Passagiere ans Ufer bringen.
Ich habe bereits einen kostbaren Landausflug verpasst ( an meinem Geburtstag) und das wird nicht noch einmal passieren. Heute bin ich ein vorbildlicher Abendteurer. Direkt nach dem Frühstück schlendere ich runter auf das vereinsamte Deck. Ein Shuttleboot wartet dort bereits, aber noch keine Spur von meinen spirituellen Brüdern.
"Kommst du?" fragt mich Jerry, der philippinische Maschinist. "Nein, nein. Ich warte noch auf meine Freunde.", sage ich fröhlich.
Das Boot fährt ohne mich ab. 10 Minuten später rufe ich in den Kabinen der Jungs an. Sie sind praktisch schon auf dem Weg, schmieren sich aber noch eben schnell mit Sonnencreme ein.
"Kommst du?" fragt mich Jerry erneut. "Nein, fahrt ohne mich. Ich warte immer noch auf meine Freunde." "Ok, das nächste Boot fährt in 10 Minuten."
Auch dieses Boot fährt ohne mich.
Ich beschließe noch einmal schnell auf die Toilette zu gehen, nach all dem Kaffee und der ganzen Warterei. (OK, ok. Ich bemerke gerade, dass dies eine ziemlich langweilige Geschichte zu werden scheint, aber die Pointe kommt ja noch…)
Als ich 3 Minuten später wieder zurück komme, erscheint es mir, wie ein schlechter Film:
"DA bist du ja.", ruft mir der Maschinist entgegen.
"Jetzt hast du gerade deine Freunde verpasst."
"Aber ich…äh…na ja, kein Problem - die warten sicherlich an Land auf mich."
Weitere 10 Minuten später stehe ich am Hafen von Aden - allein. Mein Forscher-Geist versiegt so langsam. Jedoch stelle ich fest, dass die Eindrücke noch viel intensiver werden, wenn man sie alleine für sich erlebt. Wieder fühlt es sich komisch an ein reicher Tourist in einem armen Land zu sein.
Wie üblich werde ich von Taxifahrern, Souvenir- und Quat -Verkäufern (Quat, ein Blatt einer hier beheimateten Pflanze, die mehr als 80 % der Yemeniten kauen), sowie Alkohol-Verkäufern (in den muslimischen Ländern strengstens verboten) umschwärmt.
Ein Bild habe ich noch ganz deutlich vor Augen:
Eine Gruppe kleiner Kinder führen einen Esel an einer Leine in Richtung des überfüllten Marktplatzes. Der Esel scheint jedoch gar nicht so überzeugt davon zu sein, dass er sich die Richtung anzeigen lassen will. Er wittert die Freiheit, reist sich los und rennt davon. Irgendwie ist das ziemlich lustig (und die Leute um mich herum lachen) anzusehen, wie eine Gruppe kreischender Kinder hinter einem wild gewordenen Esel hinterher rennt. Alle schreien vor Aufregung (Kinder und Esel)und Freude (Esel).

OK, es ist doch immer wieder gut die Geschichte von Seiten zu hören. Jamie hat gerade seinen Bericht des selben Tages eingereicht und dieser folgt nun hier komplett unzensiert:

James in Aden, Jemen
Ich bin heute wieder echt verkatert, aber das hält mich zum Glück nicht davon ab, in die Stadt zu gehen. Wir gehen noch zu Dritt frühstücken, schaffen es dann aber irgendwie uns auf dem Weg von der Kantine zum Ausgang zu verlieren!?! Eine echte Leistung, nur durch den enormen Restalkohol zu erklären. So müssen Joe und ich ohne Wolff los ziehen.
Die Stadt ist runtergekommen und arm, aber nicht ohne Charme. Die Leute sind freundlich und nicht zu aufdringlich, obwohl sie offensichtlich schon hoffen, dass wir reichen Touristen bei ihnen was kaufen oder sie irgendeine Dienstleistung für uns erledigen können.
Da man ja den Grad einer Zivilisation an der Anzahl der Tischfußballspiele messen kann, steht es eigentlich gar nicht schlecht um Jemen. Unter freiem Himmel spielen die Kinder an den notdürftig zusammen geflickten Fußball- und Billardtischen. Da geht einem natürlich das Herz auf und der Kater ist vergessen. Joe und ich rekrutieren die am viel versprechendsten, jemenitischen Nachwuchstalente und eröffnen das Spiel. Das scheint schon ein Highlight für die Kids zu sein. Bald ist eine ganze Traube von Enthusiasten um uns versammelt, die begeistert ihre Englisch-Bruchstücke zum Besten geben. "Yes, yes" oder "good, good" hallt es durch die Arena. Und auch mal die Aufforderung ein weiteres Tor zu schießen mit "shoot, SHOOT!!!".
Aber am besten ist dann doch der Jüngste im Zuschauerraum. Vielleicht 5 Jahre alt, kann er gerade über den Rand des Tisches schauen und gibt, angesteckt von der Euphorie der älteren Kinder und Jugendlichen ein deutliches "fuck, fuck, fuck" von sich. Naja, irgendwo muss man ja mit einer neuen Sprache anfangen. KLACK und das nächste Tor fällt.
Wie es so ist kommt man nach dem Sport ins schnacken und wir lernen Omar kennen. Er ist vielleicht 40 und war 1989 für ein Jahr in London, spricht also noch etwas Englisch. Erfreut über die neuen Verständigungsmöglichkeiten, frage ich ihn, wo man am besten einen dieser tollen krummen Dolche kaufen kann, die die Männer in Jemen traditionell immer bei sich haben. Ehrlich gesagt habe ich noch keine Männer mit Messer gesehen, aber ich habe davon gehört und so was muss natürlich her! Nebenbei haben wir gehört, dass im Norden des Landes gelegentlich Touristen in den Hügeln entführt werden. Desorientiert wie wir sind, glauben wir im Norden des Landes zu sein (da sind wir aber erst Morgen).
So haben wir ein etwas mulmiges Gefühl, als unser Freund Omar uns erklärt, wir müssen in dem Kleinbus mit den 5 anderen Arabern durch die Hügel fahren, wenn wir ein wirklich gutes Messer sehen wollen. Genau genommen sagt er, wir müssen in ein anderes Land fahren, aber wir vermuten, dass er eine andere Stadt meint.
Nein, ein anderes Land, beharrt er, aber wir würden schon pünktlich zurückkommen.
Die Kleinbusse dienen hier als ein Gemisch aus Bus und Taxi, sie warten an den Haltestellen bis sie voll sind und fahren dann los. Alles ist gut. Die andere Stadt ist nur 15 Minuten entfernt und gehört noch zum Jemen. Nur leider ist Freitagmittag und die meisten Läden haben zu, wegen der Gebetsstunden. Auch der Spezialladen den wir suchen,…also muss ich mich doch mit der Standard-Touristenausführung zufrieden geben. Noch schnell eine hausgemachte Limonade, und dann zurück zum Boot.
Da wir um 13.00 Uhr schon wieder losfahren, bleibt es nachmittags beim Essen und in der Sonne dösen, bis zur allabendlichen Laufrad-Übung (von uns könnte sich so manch ein Hamster was abgucken). Dann kurz das Ende der Show von Erik Emanuele anschauen (er gibt heute seine Lieblingsstücke von Sinatra zum Besten) und dann rauf aufs Crew Deck um die Quat-Blätter von Anke, einer anderen Sängerin, zu probieren. Quat ist die Nationaldroge Jemens. Es wird in großen Mengen in die Wange gestopft und stundenlang, ähnlich wie Kautabak, gekaut.
Die Wirkung wird als belebend, entspannend oder gar erregend bezeichnet.
Die Blätter sehen aus wie einer Hecke - und schmecken genau so!
Fast eine Stunde lang stopfe ich mir diese ekeligen Dinger in den Mund, bis meine Wange schon ganz dick ist (jetzt sieht es eher aus wie vom Hamster abgeguckt!). Schlecht ist mir sowieso. Und die Wirkung?… Gar keine!
Ich hätte mir doch gleich denken können - bei einer so wagen Beschreibung der Wirkung - dass das Ganze erfunden war! ;)
Wenn ich jetzt eine Lebensmittelvergiftung bekomme, werde ich nie wissen, ob es vom Quat oder von der Limonade kommt. Man sollte das Wasser hier nämlich lieber nicht trinken.

23.03.2006 - auf See
Heute Abend findet unser erstes komplettes Konzert statt. "Komplett" heißt hier ca. 45 bis 60 Minuten - nicht wie eure Hamburger Nächte auf der Reeperbahn.
Sonja (die Schiffsmanagerin) kündigt uns als DIE große Sensation an und sorgt so dafür, dass das Publikum uns nach und nach auf die Bühne lockt. Mit Phrasen wie "Sie werden es lieben!" und "Von den Rockhouse Brothers werden wir auf dieser Reise noch VIEL hören", erhöht sie die Erwartungen... Das macht es uns nicht einfacher...
Ich bevorzuge es, wenn wir als die "liebenswerten kleinen Lausbuben" in den komischen Anzügen bezeichnet werden, die sich langsam die Herzen der Zuschauer erspielen. Das Publikum hier besteht hauptsächlich aus älteren Herrschaften und Pensionären, die nicht wirklich laute Musik mögen. (Letztes Jahr steckte sich sogar ein Passagier zwei aufgerollte Taschentücher in die Ohren, welche ca. 10 cm heraus guckten. Es wäre reizvoll gewesen sich einfach ein Feuerzeug zu nehmen und ….das war nur Spaß). Anders ausgedrückt: wir müssen versuchen leiser zu spielen. Zudem wirken unsere lustigen Anzüge in der Columbus Lounge - die genau euren Vorstellungen einer Cocktail Bar eines Kreuzfahrtschiffes aus einer TV-Serie der 80iger Jahre entspricht - überhaupt nicht komisch oder ironisch, sonder eher wie eine billige Ausgaben dessen, was man sonst so auf der Bühne trägt (wenigstens in diesen Fernsehserien).
Ok, Schluß mit den Beschwerden. Alles ist gut gelaufen. Und man sollte es wirklich nicht unterschätzen, wenn man vor Leuten spielt, die die Zeiten des Star Clubs in Hamburg noch erinnern und jeden Song erkennen, zu dem sie in ihrer Jugend getanzt haben. Sie sind wirklich alle sehr nett.

22.03.2006 - Salalah, Oman
Es ist an der Zeit ein Geheimnis zu lüften. Berlin hat uns nicht von unserer Besessenheit, dem Laufen, befreit. Wir haben uns bereits für den diesjährigen Marathon in Stockholm, im Juni, angemeldet (letztes mal musste Joey nach Deutschland kommen) .
Das ist gut ("Ja"), da wir uns so motivieren, fit zu bleiben. Und es ist gut, weil wir so langweilige Tage auf See überbrücken können.
Also, wie kann man einen Tag in Salalah besser beginnen, als mit einem 20 km Rennen durch die Wüste und am Strand lang.
. …
Ich glaube, ich habe mir die Nase verbrannt!
Obwohl wir noch vor Mittag von unserem zweistündigen Lauf zurück gekehrt sind und ich eine extra dicke Schicht UV-20 Sonnencreme benutzt, eine lange Sporthose und ein T-Shirt übergeworfen habe, bin ich ziemlich "braun" geworden. Beinahe als würde ich das wichtigste Utensil eines Clownskostüms tragen.
Es hat Spaß gemacht entlang der Hafenstraße zu laufen. Die LKW-Fahrer haben gehupt, gelächelt und gewinkt (sie dachten wahrscheinlich "Der Lange muss ein Football - Spieler aus dem Oman sein" oder "Die Kerle haben doch nicht alle beisammen".)
Kamele, Taxifahrer und Hafenangestellte - alle bleiben im Schatten, außerhalb der Sonne. Später teilen Jamie und ich uns ein Taxi in die Stadt, die uns ein bisschen enttäuscht. Fast alles hat nachmittags geschlossen und der einzige geöffnete "Souk" (mein erstes arabisches Wort, welches Markt oder Basar bedeutet), stellt sich als Supermarkt heraus. Ich kaufe Waschmittel und einen Rasierer und die arme Dame an der Kasse bekommt fast Ärger, weil sie mir zu viel Wechselgeld heraus gibt.
Der Oman ist ein Sultanat; ein ziemlich reiches arabisches Land, dessen hauptsächliche Einnahmen in der Aufbereitung von Öl liegen. Hier ist alles ein bisschen teurer.

20.03.2006 - Muscat, Oman
Dieses Jahr ist in Deutschland am 20.03. Frühlingsanfang. Es tut gut, von Deutschland aus an einen Ort zu fliehen, wo es sich im Frühling schon so wie im Sommer anfühlt, 27°C, nicht schlecht!
Zudem ist der 20.03. auch mein Geburtstag, bzw. der Tag in den wir gestern grandios hineingefeiert haben. Ich komme heute morgen nicht aus dem Bett und wahrscheinlich werde ich mich jetzt mein Leben lang fragen, wie es in Muscat wohl aussehen mag.
Wäre Christopher Columbus nur ein bisschen so wie ich gewesen, wäre er sicherlich kein so berühmter Entdecker und das Schiff hier nicht nach ihm benannt worden. Jamie lässt dafür keinen Landgang aus und so übergebe ich euch jetzt in seine kompetenten Hände:
Der Tag beginnt mit einer Feuerübung. Nach nur wenigen Stunden Schlaf schlagen die Alarmglocken los und kündigen das Ende jeglicher Ruhe an. Das ist vielleicht auch ganz gut, denn ich glaube nicht, dass es auch nur einer von uns aus dem Bett geschafft hätte, hätte die Notfallübung nicht als Wecker fungiert. Wolff schafft jedoch trotzdem zu verschlafen. Naja, es ist ja sein Geburtstag. So schleppen nur Joe und ich uns nach Muscat, der erste Hafen auf unserer Fahrt…
Es fühlt sich seltsam an, so erschöpft und verkatert in eine fremde Kultur einzutauchen. Beim Verlassen des Schiffes fühlt man mit jedem Schritt die Wellen in den Beinen, das komplettiert den Eindruck, gerade auf dem Mond gelandet zu sein.
Das Land heißt Oman. Die Menschen scheinen nett, doch die Landschaft besteht nur aus ödem und dunklem Felsengebirge, weit und breit kein Grün. In der Stadt gibt es einen interessanten arabischen Markt, aber ich kann den Bummel vor lauter Übelkeit nicht wirklich genießen.
Wir haben aber trotzdem etwas gekauft. In den arabischen Ländern ist es üblich seine Knie, Schultern und Bauch zu verhüllen. (Ich wusste gar nicht, dass es auch Kleidervorschriften für Männer gibt.) Um die Durchführung unseres strengen Sportprogrammes zu sichern, erwerben wir lange Trainingshosen. Ich besorge mir schnell eine ¾ Hose, doch Joe lässt sich ausreichend Zeit und ergattert eine Hose in den Farben der Nationalmannschaft des Oman. Wir wissen noch nicht einmal, ob sie wirklich in langen Hosen spielen, aber wir fühlen uns den örtlichen Sportmoden - Gegebenheiten angepasst.
Gegen Mittag kehren wir zurück auf die Columbus und bauen für unsere erste Show auf…

18.03.2006 - Dubai
Fliegende Gitarren!
Dies ist bereits unsere dritte Fahrt mit der MS Columbus. ("Drei ist eine magische Zahl!"). Das stolze Schiff begibt sich für Hapag-Lloyd auf seine mittlerweile siebte Reise um die Welt ; der letzte Teil dieser Fahrt erstreckt sich von Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, bis nach Venedig, Italien..
Die Reise beginnt wie immer mit SoTi (Sonja und Tina), die Jamie und mich früh am Morgen von meiner Hamburger Wohnung abholen und uns in unserem Van zum Flughafen bringen. (Normalerweise führen wir erst einmal eine lange und emotionale Diskussion darüber, wann wir wo zu sein haben, um unser Übergepäck aufzugeben. Darauf folgt eine Protestwelle und Ablehnung unsererseits über die unmöglich frühe Zeit, eine "Spät-in-der-Nacht-auf-die-letzte-Minute-Pack-Arie", ein "Spät-in-der-Nacht-auf-die-letzte-Minute-Besäufnis" oder jede andere mögliche Kombination der oben genannten Dinge.)
Ich kann SoTi nicht von der (Charakterstärkenden) Abholzeit um 07.30 Uhr abbringen - aber letzten Endes kann ich ihnen die Baustelle vor meiner Haustür verschweigen und das verschafft uns ein paar Minuten mehr Zeit.
Der Check-In geht erstaunlich einfach, obwohl wir unser bereits bezahltes Übergepäck bis auf das letzte Gramm ausnutzen. Aus gutem Grund haben Jamie und ich unsere beiden Akustikgitarren mitgebracht.
- Jamie: "Um auf dem Schiff neue Songs zu schreiben."
- Wolfman: "Ich will meine auch mitnehmen, wenn der James seine mitnimmt!"
Ohne ein weiteres Nachfragen lassen uns die Mitarbeiter sie mit an Bord des Fluges nach Frankfurt nehmen.
In Frankfurt treffen wir auf Joey (heute hat er seinen Flug nicht verpasst), der diesmal Folgendes zu beachten / mitzunehmen hat:
- einen noch früheren Flug als wir, um pünktlich aus Stockholm anzukommen
- seine Gretsch-Gitarre (das unersetzliche Musikinstrument, oftmals auch Joey's "Glücksgitarre" genannt, da er sie zu allen Auftritten mit sich bringt)
- eine weitere Akustikgitarre (Joey: "Um auf dem Schiff neue Songs zu schreiben und wenn Jamie und Wolff ihre dabei haben, dann will ich meine auch mitnehmen!")
So kommt es, dass wir mit vier Gitarren, von denen mindestens eine wirklich notwendig ist, und unseren Rucksäcken am Flughafen in Frankfurt stehen und Witze reißen.
Nach einer Weile kommt eine Stewardess auf uns zu und sagt: "Sie können diese Gitarren nicht weiter mit sich führen, ich habe mit dem Kapitän gesprochen. Sie müssen entweder aufgegeben und in Gepäckraum des Flugzeuges gebracht werden oder Sie bezahlen für einen weiteren Sitz."
Nach kurzer Nachfrage findet Joey heraus, dass ein zusätzlicher Sitz ab hier ca. 2000 € kostet.
"Ich werde diese gelben Aufkleber darauf kleben. So können ihnen die Gitarren sofort ausgehändigt werden, wenn wir in Dubai ankommen. Das funktioniert nicht immer, aber die Leute sehen ja, dass es sich um Musikinstrumente handelt und sie werden sie nicht herumwerfen. Das ist alles, was ich für sie tun kann."
"Ich sollte es vielleicht nicht aussprechen, aber ich habe ein ziemlich gutes Gefühl dabei", höre ich mich noch zu Joey und Jamie sagen.
Fünfeinhalb Stunden später tönen mir diese Worte bei unserer Ankunft in Dubai immer noch im Kopf.
"Seht mal!" ruft Jamie und zeigt durch das Fenster auf die Landebahn. Meine Martin Gitarre wird gerade durch die Luft geschleudert und zur Seite gewirbelt, um dann vier Meter tiefer auf den Boden des Gepäckwagens zu krachen.
"Nein!" sage ich fassungslos.
Als nächstes dann Jamies Gibson: Sie fliegt ein bisschen eleganter durch die Luft, kracht dann aber umso härter runter, auf den meinigen Koffer.
Gezwungenermaßen dienen wir als Preisrichter eines sehr absurden Kunstspringen-Wettkampfes. Die leichtere (und damit auch weniger schützende) Konstruktion von Joey's Gitarrenkoffer seiner 1963-Gretch verschafft ihm einen Vorteil: Ein Dreifach-Salto und eine Landung auf dem Hals. "Whoa!" keuchen wir - definitiv eine 10!
Der letzte Teilnehmer - ca. 100 Koffer später - ist ein Überraschungsgast. In seinem riesigen weißen Flightcase wiegt Jamie's Kontrabass an die 30 kg. Aufgrund seiner Größe und der Form ist er nicht gerade einfach für eine Person zu tragen.
"Also, die können doch nicht ..." beginne ich.
WOOSH!!! BANG!!! "Hm, mir scheint, sie können ihn wohl doch werfen!"
Der Gewinner steht fest: Für einen Moment scheint er mitten in der Luft zu stehen und gegen alle Gesetze der Schwerkraft zu verstoßen, doch dann taucht der "weiße Wal" in einem eleganten Bogen hinab, um dann eine Bauchlandung auf dem Gepäckwagen zu machen.
Völlig durchgeschwitzt, befinden wir uns eine Stunde später wieder im Besitz unseres kompletten Gepäcks. In der schwülen Hitze des Flughafens stehend, wissen wir nicht, wem wir zuerst danken sollen - Jesus, Gott oder Allah. Es ist tatsächlich alles noch heile.


PAY-TV CD RELEASE TOUR
by Wolfman
Übersetzung by SoTi

13.01.2006, KNUST, Hamburg
Endlich ist der große Tag gekommen!!!
Wir freuen uns wirklich auf heute Abend, obwohl wir in den letzten paar Monaten eine Achterbahn der Gefühle durchlebt haben.
Eine Zeit lang sah es so aus, als würde es alles nicht wirklich einfach werden mit unserem neuen Album "Everything is happening", tatsächlich so, als würde einfach nichts passieren…
Ich erspare euch die lange Liste an Enttäuschungen, Unglücken, Stress, etc - aber ich muss euch sagen, dass wir alle drei nicht gerade glücklich waren…
Aber dann, vor ein paar Tagen, sahen wir ein Licht am Ende des Tunnels. Wie immer waren die Fans, Freunde, Familienmitglieder und die Pay-TV Untergrundorganisation großartig.
Es wurden Flyer verteilt, Poster aufgehängt, Tickets verkauft (immer noch nicht genug um Jamies Herzinfarkt - Risiko zu minimieren), Bandmitglieder motiviert und bejubelt und es fanden sogar drei Promotion - Auftritte statt (TIDE-TV, "Eventwerker"-Meeting).
Die Presse schien Pay-TV auch zu mögen: Die MOPO kündigte unseren Gig an, genau wie das Hamburger Abendblatt. Und dann wurden wir noch zu einem Interview eingeladen, welches ihr heute in der Rubrik MOPOP lesen könnt!
Ralf Dorschel, der Moderator der Radiosendung "Nachtexpress" auf NDR 4 (eine der wenigen guten Rock / Pop Sendungen) spielte unseren Song "Ordinary Girl" und verkündete unsere künftigen Tourdaten.
Und zu guter Letzt luden SoTi uns heute Mittag zu sich nach Hause zu einem ausgedehnten Frühstück ein!
Die Dinge könnten also nicht besser laufen. Ich sage euch, eine CD zu veröffentlichen ist ein bisschen wie Kinder bekommen. Wir sind hoch motiviert und stehen in den Startlöchern euch heute Abend eine gute Show zu präsentieren!