Kritik

Pay-TV
Everything Is Happening (2006)
(Wolfman Records / S.O.M.A.)

Wir sollen, so will es der Pressetext von Pay-TV, uns einmal Folgendes vorstellen: Da sind zwei Brüder, in Amerika geboren und in England aufgewachsen, die gemeinsam mit Gitarre und Bass durch Schweden touren, in Deutschland einen Schlagzeuger treffen und sich dann jahrelang und europaweit Freunde erspielen, wo auch immer sie auftreten. Sie haben es zu wahrer Meisterschaft an ihren Instrumenten gebracht und sehen zudem einfach unverschämt gut aus. "Und stellen Sie sich zum Schluss die schönste, feinste Popmusik vor, die Sie sich vorstellen können."

Das wirkt natürlich erstmal ein bisschen zu viel des Guten für drei Typen, die für Fotos im CD-Heft ihre Konfirmationsanzüge aufzutragen scheinen und sich von ihren Promotionsbeauftragten die dicksten Hosen machen lassen. Aber dann das: Man hört ihr Album "Everything Is Happening" und muss feststellen, dass sie sogar passen, die Hosen, die dicken! Es ist vielleicht nicht unbedingt die allerschönste, allerfeinste Popmusik, die man sich vorstellen kann. Aber es ist schöne, feine Popmusik, die man mit gutem Gewissen weiter empfehlen kann.

Das Material ist sausouverän in Form gebracht, ziemlich glatt und aufgeräumt zwar, aber mit gutem Drive und vollauf lebendig. Und vor allen Dingen können Pay-TV auf wahrlich tragfähige Songs bauen. Der großzügig in Melodien badende Gitarren-Pop wird dabei mal in Richtung Jazz ausgeweitet ("Days Are Oceans") und mal mit einem sonnigen Reggae-Groove ("Long Time Coming") konfrontiert. Dennoch klingt "Everything Is Happening" unterm Strich fast ein bisschen altmodisch, oder sagen wir besser im besten Sinne klassisch. Als hätten The Beautiful South zu Roxy Music gesagt: "Gehen wir zu Euch oder gehen wir zu uns?" Und Bryan Ferry hätte geantwortet: "Warum treffen wir uns nicht in der Mitte?"

Am Samstag, den 14.1., treten Pay-TV im S.O.M.A. Music Club am Schwarzen Bär auf.

Quelle: www.rockszene.de